Einander zuhören. Von Christina Parnell
Ich möchte etwas tun und melde mich bei der Caritas, die in Weimar für die Flüchtlingsbetreuung zuständig ist. Februar 2015: Die Leitung der Caritas schickt mich zu einem Haus im Neubaugebiet, wo mich zwei junge Frauen aus Afghanistan erwarten würden. Sie hätten länger im Iran gelebt, dort Abitur gemacht, sogar zu studieren begonnen und brennten nun, nach der Flucht, darauf, so schnell wie möglich Deutsch zu lernen und weiterzustudieren. Vor Jahren hatte ich Siba Shakibs Buch "Nach Afghanistan kommt Gott nur noch zum Weinen", das die schwere Geschichte einer jungen afghanischen Frau und Mutter zwischen Krieg, Flucht und Vergewaltigung erzählt, gelesen. Daran denke ich jetzt, aber auch an die persischen Erzählungen aus „Tausend und einer Nacht” oder an die schöne Soraya. Vor der Tür erwarten mich zwei zierliche junge Mädchen mit mittelasiatischen Mandelaugen, die eher an Tschingis Aitmatows Djamila erinnern. Sie sind 21 und 18 Jahre alt und gehören zum Stamm der Hasara - eine, wie ich später erfahre, in Afghanistan verfolgte ethnische Minderheit schiitischer Religionszugehörigkeit. Von den Bedrohungen, denen diese Gruppe ständig ausgesetzt ist, ob durch die Taliban oder den Daesh (Afghanische Bezeichnung für den Islamischen Staat), erzählt mir auch ein Bekannter, ein in Deutschland praktizierender Arzt aus dem Iran.
Fluchtwege: Iran, Türkei, Bulgarien, Griechenland, Belgien, Deutschland
Als wir uns begegnen, steht Deutschland die große Fluchtwelle des September 2015 noch bevor. Aber die Fluchtwege ähneln sich. Über den Iran geht es in die Türkei, wo die Flüchtlinge an der bulgarischen Grenze nach kurzer Internierung davongejagt werden, womit der Landweg nach Europa passé ist. Ein Aufenthalt in Istanbul soll helfen, über Mittelsmänner Tickets für eines der klapprigen Boote zu erlangen, das die Mädchen und ihre Eltern nachts und bei stürmischem Wetter zu einer der nahegelegenen griechischen Inseln bringen wird. Von dort besteigen sie ein Schiff nach Athen (innerhalb des Landes kontrolliert man nicht), um von dort zurück nach Rhodos zu schippern und daselbst mit gefälschten Pässen und ohne Kopftuch ein Flugzeug nach Brüssel zu nehmen (die Flughafenkontrollen gelten hier als lasch). Von Brüssel aus geht es dann mit dem Zug nach Deutschland. Die Mittelsmänner sind jene Schlepper, die sich ihre Dienste hoch bezahlen lassen. Familie K. macht sich finanziell nackt. Aber weiß einer einen besseren Weg?
Erstes Glück und Dankbarkeit in Weimar
Für die Mädchen ist die gelungene Flucht in der Erinnerung auch ein Stück Abenteuer, nicht aber für die Mutter, eine durchaus noch junge Frau Ende Vierzig mit schönen und gütigen Gesichtszügen. Sie weint, als man sie in Weimar wieder in eine Wohnung im Asylbewerberheim einzuweisen gedenkt. W., die ältere Tochter, erzählt von Heimweh, Streit und Zukunftsangst in den Erstaufnahmelagern in Unna und Hermsdorf und dem ungeheuren Dankbarkeitsgefühl, das die Familie erfasst, als sie in Weimar schließlich Glück haben und eine eigene Wohnung beziehen können. Nach mehr als fünf Monaten endlich Ruhe und ein Stück Privatheit.
Stadterkundungen und Deutschunterricht
Wir unterhalten uns auf Englisch, das W. und L. einigermaßen beherrschen. Das macht ihren Start einfacher - sie kennen die lateinischen Buchstaben und können sich wenigstens verständigen, ob beim Arzt oder in den Ämtern. Zunächst zeige ich ihnen Weimar. Natürlich das Goethe-Hafis-Denkmal auf dem Beethovenplatz am Ilmpark. Hafis haben sie in der Schule behandelt, ein erster Bezugspunkt. Wir essen fleischlos im Residenzcafé zu Mittag und besprechen unser Programm. Ich möchte keinen Frontalunterricht, und natürlich habe ich keine Zeit für tägliche Schulstunden. Wir üben einfache Redewendungen für die tägliche Kommunikation, ich spiele ihnen Lieder vor, gebe ihnen einfache Gedichttexte - und Hausaufgaben. Letztere werden mit freundlichem Lächeln ignoriert, es kommt nicht so richtig voran mit dem Sprechen. Ein Kurs an der VHS Apolda, der auch für noch nicht anerkannte Flüchtlinge offen und bezahlbar ist und täglich stattfindet, ist die Lösung (Weimar bietet das nicht). Nach einem halben Jahr schon schließen beide mit der Stufe A2 ab.
Anerkennung von Bildungsabschlüssen
Unser Kontakt reißt in dieser Zeit nicht etwa ab, sondern intensiviert sich. Für ein Studium benötigt W., die Ältere, deren vier Semester Studium in Kabul als abiturwertig gilt, einen Deutschabschluss der Stufe C1, der aber kann nur über Sprachkurse an der Universität erworben werden und das ist teuer - satte 1.500 Euro pro Semester. Da der Flüchtlingsstatus nicht geklärt ist, muss sie dafür selbst aufkommen. Außerdem müssen die afghanischen Zeugnisse von einem Übersetzerbüro beglaubigt übersetzt werden, Fahrten nach Erfurt (ins Übersetzerbüro) beziehungsweise an die Universität Jena (bezüglich der Delegierung an das Studienkolleg Nordhausen für die Jüngere, die dort ihr Abitur ablegen kann) stehen an, Fahrt nach und Übernachtung in Nordhausen zur Antrittsprüfung. Es geht ja darum, nicht rumzusitzen, sondern so schnell wie möglich den Einstieg zu schaffen. Ich übernehme die nicht geringe Finanzierung, da sich sonst nichts bewegt. Geltend machen kann ich das nicht einmal beim Finanzamt.
Der Weg zum Studium
In den ersten Monaten mehren sich die Widersinnigkeiten. L. kann am Studienkolleg nicht beginnen, da ihr Status nicht geklärt ist. Das gebietet eine ministerielle Verordnung, die alle meine Bemühungen und die des Studienkollegs zunichte macht. In Weimar gab das dafür zuständige und wenig auskunftsfreudige Amt eine gegenteilige Information. Überhaupt machen es einem die überlasteten Ämter sehr schwer, Erkundigungen einzuholen. Schließlich, im Mai 2016 erhalten beide junge Frauen die Bestätigung ihres Flüchtlingsstatus aufgrund geschlechtsspezifischer Diskriminierung im Heimatland. Details anzuführen, und sie wären aufschlussreich, würde Persönlichkeitsrechte verletzen, aber man kann sich vorstellen, wie riskant sich das Leben einer Studentin in Kabul gestaltet, wenn sie zudem schön und den Avancen einflussreicher Autoritäten nicht zugeneigt ist - ganz zu schweigen vom Leben unter der ständigen Gefahr nun schon alltäglicher Selbstmordattentate und Angriffe von Taliban und IS. Nun geht alles recht schnell. Nach der Vorstellung im Jobcenter kann L. doch noch zum Studienkolleg, wenn auch ein Semester später, und W. bekommt das letzte Semester des Sprachkurses bezahlt und schafft die Hochschulzugangsberechtigung. Im September 2017 beginnt sie ein Studium an der Bauhausuniversität Weimar.
Die Eltern sind noch am Anfang des Spracherwerbs
Die Eltern mühen sich inzwischen in den Deutschkursen, die methodisch und fachlich in der Regel einfach schlecht sind und eher einer Selbstbeschäftigungstherapie gleichen. So kommt es, dass T., die Mutter, obwohl hochmotiviert und seit Herbst 2018 (nach der Anerkennung als subsidiärer Flüchtling) im Genuss eines professionellen Deutschkurses, noch immer um die A2 Stufe ringt - eine Situation, die jegliche Arbeitsaufnahme erschwert. T. scherzt, ihre Kinder hätten ihr den Geist ausgetrunken. Wahr ist sicher, dass Frauen in Afghanistan nur eine minimale Schulbildung erhielten. Lernen als strukturierter Aneignungsprozess ist ihnen daher fremd. Zudem übernehmen sie auch in Deutschland weiterhin alle Hausarbeiten, so dass ihnen zum Lernen viel weniger Zeit bleibt als den Männern. Ihre Töchter, ich sehe das bei den verheirateten Schwestern von W. und L., die ebenfalls in Deutschland leben und Kinder haben, setzen sich da schon eher durch und absolvieren ihre Ausbildung mit Verve.
Immerhin hat G., der Vater, nunmehr im Sommer 2019 die Stufe B1 erlangt. Das sollte ihm helfen, eine Arbeit zu finden.
Sprache und Bildung sind nicht alles
Spracherwerb ist das A und O jeglicher Integration. Ministerielle Überlegungen, künftig alle Flüchtlinge, ob mit oder ohne Bleibeperspektive, in professionelle Deutschkurse einzubinden, sollten unbedingt realisiert werden. Zuviel Zeit geht sonst verloren für die, die bleiben können und die, die gehen müssen, haben wenigstens etwas gelernt. Aber Spracherwerb und Bildung sind nicht alles. Immer wieder begegnet mir eine Art Abwehr gegenüber unserem Leben, dem sie sich moralisch überlegen fühlen, obwohl sie seinen Lebensstandard hoch schätzen. Im Umgang mit Familie K. fällt mir das kaum auf, wohl aber bei anderen Mitgliedern der Großfamilie. Man muss einfach ins Gespräch kommen. Aber wie, wenn das Sprachniveau nicht reicht? Einzig mit W. tausche ich mich darüber aus, L. baut einen Schutzzaun auf, seitdem sie im Seminar keinen Erfolg hat. Dabei hatten wir mal ein tolles Verhältnis.
Das zum einen.
Es braucht gemeinsame Erlebnisse
Und zum anderen: Zum gegenseitigen Kennenlernen, und das ist die Voraussetzung für Integration, gehören gemeinsame Erlebnisse. Die Mädchen und ich, aber auch ihre Eltern haben uns Weimar und Umgebung gemeinsam erschlossen, Fahrten unternommen zum Riechheimer Berg, nach Mellingen, nach Tiefurt und Belvedere. "Deutschland ist schön", sagt W. "So viel Grün." Und sie erzählt von Afghanistan und dem Iran, der Landschaft und den Städten - von Kabul und Mashhad, wo sie aufgewachsen sind. Wir haben gemeinsam Filme gesehen. Vor allem erinnere ich mich an den Anne-Frank-Film, den ich bewusst ausgesucht hatte, sind die Mädchen doch im Iran großgeworden, das für seine Israelfeindlichkeit bekannt ist. Vom Holocaust haben sie nichts gewusst und sind erschüttert. Wie sie auch erstaunt und betroffen sind, als wir Buchenwald besuchen. Die Deutschen als Verfolger und Vernichter Andersdenkender, Andersgläubiger, Andersstämmiger? Ich merke, wie wenig man über das Land, in das man bewusst eingereist ist, weiß. Wiedervereinigung? Wann, wie? Zweiter Weltkrieg? Und die heutige Gesellschaft? Demokratie, Parlamentarismus, Parteiengezänk? Wichtig ist, was die unmittelbaren Lebensbedürfnisse betrifft. Aber das finden wir (leider) bei vielen Deutschen ja auch. Und ich bemerke, wie das Interesse an Deutschland zunimmt, je mehr es Heimat werden könnte.
Ich bin ihre deutsche Mutti
W. und L. sind mit ihren Eltern gekommen. Das ist ein Glück, denn sie sind nicht allein. In naher und weiterer Ferne wohnen in Deutschland auch andere Familienmitglieder, die entweder eine Ausbildung machen oder diese bereits abgeschlossen haben und arbeiten. Deutsche Freunde haben sie nicht. Das ist ein allgemeines Problem und hat sprachliche und religiöse Gründe. Die fremde Kultur wäre für manche meiner Freunde durchaus von Reiz, aber die strenge Religiosität schreckt ab, während die Afghanen sich oft (und mitunter zu Recht) unverstanden und abgelehnt fühlen. "Du bist meine deutsche Mutti", sagt W. und auch, dass sie ohne meine ständige Hilfe ziemlich verloren gewesen wären.
Unterschiedliche Vorstellungen
Wir besuchen uns gegenseitig, wobei ein Besuch in meinem Haus mehr auf Gespräche als auf üppige Mahlzeiten ausgerichtet ist, ganz im Gegensatz zur afghanischen Gastfreundschaft. Wir feiern gemeinsam Geburtstag. Nicht immer, aber oft. Ich lerne andere Mitglieder ihrer Familie kennen und sie meine (kleine) Familie und Freunde. Mitunter trifft sich die Großfamilie in meinem Garten. Unsere westliche Kultur ist individualistisch. Ich beneide Familie K. um den Halt in der Großfamilie. Und sehe zugleich kritisch das Eingrenzende, Reglementierende. Etwa, wenn W. zur Heirat genötigt wird, damit sie ihre Bedürfnisse nicht in Unehren auslebt. Und wenn die Wahl des Zukünftigen auf die gleiche Religionsgemeinschaft und Großfamilie begrenzt wird. Daneben erschreckende Homophobie und irritierende Auffassungen vom Verhältnis zwischen Mann und Frau. Obwohl die Eltern eigentlich eine partnerschaftliche Beziehung vorleben.
Nach Ablehnung des Asylantrags kommt der subsidiäre Schutzstatus
Um Weihnachten 2016 erhalten Frau und Herr K. eine Ablehnung ihres Asylantrags. Das Übliche: Zusammengesetzt aus Textbausteinen, wird ihnen offeriert, dass die Wahrscheinlichkeit, in Afghanistan bei einem Anschlag getötet zu werden, unter 1% läge, es genügend Regionen gäbe, in denen es keine Kämpfe gibt, eine Gefahr für Leib und Leben nicht bestünde usw. Auch hier gilt, dass ich die eigentlichen Details für den Fluchtgrund allenfalls andeuten kann: Im Wissen um den Filz und die Korruptheit in den afghanischen Behörden jedenfalls klingt die Empfehlung, man möge sich vor Ort an die lokalen Polizeibehörden wenden, mehr als zynisch. Unglaublich für unsere Demokratie auch, dass der Ablehnungsbescheid für die Ehefrau beinahe wörtlich dem des Ehemannes folgt, als habe sie keine eigene Lebensgeschichte. Und die hat sie durchaus. Die jüngste Tochter war ein Kleinkind, als der Vater vor den Taliban fliehen musste. T. bleibt mit fünf Kindern allein, findet schließlich bei Verwandten im Iran Unterschlupf, verdient sich etwas durch Näharbeiten und zieht die Kinder groß - zu aufgeschlossenen und liebenswürdigen Menschen übrigens, die alle einen guten Schulabschluss erwerben. Laut Auskunft von W. erhalten Afghanen im Iran keinen Pass, sind keine gleichberechtigten Mitglieder der Gesellschaft und müssen für ein Studium zahlen. Mehr als ein Jahrzehnt später kehrt G. zurück und die Familie nach Afghanistan heim, von wo aus sie sich allerdings bald, diesmal gemeinsam, erneut auf die Flucht begeben muss. Ich lege mich ins Zeug, studiere die Unterlagen zum Leben des Vaters wie den die Flucht auslösenden Konflikt, recherchiere im Internet zu den Personen, die eine Rückkehr zur Lebensgefahr für die Familie werden lassen, begleite die Familie zum Rechtsanwalt, arbeite diesem zu. Im Sommer 2018 schließlich die vorerst erlösende Nachricht: Subsidiärer Schutzstatus.
Was bedeutet eigentlich gelungene Integration?
Von W. kann ich sagen, dass sie sich auf einem guten Weg befindet. Sie studiert, arbeitet an der Universität als Hilfsassistentin, wird das Studienziel, wenn auch mit etwas längerer Studiendauer, schaffen. Was sie nicht hat, ist ein studentischer Freundeskreis. Das Verhältnis untereinander, so sagt sie, sei jedoch angenehm. Bei den DAF-Sprachkursen war die Situation komplizierter. Hier studierten viele unterschiedliche Nationalitäten, teilweise mit erheblichen Vorurteilen gegenüber Muslimen. W. fühlte sich oft gemobbt, war unsicher und bedrückt. Ähnliches erzählte L. vom Seminar am Studienkolleg. Hinzu kam dort, dass die ausländischen Studierenden ihre Ausbildung in der Regel selbst zahlen, L. aber bekam alles bezahlt, und sie, die im Deutschunterricht zunächst glänzte, lernte schlecht. Mathematik wollte ihr nicht in den Kopf, sie schämte sich, schwänzte den Unterricht, schlug alle Offerten für ein weniger mathematisch zentriertes Fachabitur aus, nahm Förderangebote nicht wahr, setzte auf YouTube, vergrub sich und steuerte mit Karacho auf ihr Scheitern zu. Das Abitur hat sie nicht geschafft, auch eine Ausbildung strebt sie im Moment nicht an, sondern arbeitet als Hilfsarbeiterin in einem Logistikunternehmen. Offensichtlich hat ihr Stolz zu sehr gelitten, als dass sie sich erneut unterordnen möchte. Sie ist eine intelligente junge Frau, darum ist das mehr als schade. Aber ihr Leben ist ja noch nicht zu Ende.
Lebensgeschichten erzählen und einander zuhören
Vor Jahren war ich fasziniert von Homi Bhabhas postkolonialer Theorie des "Dritten Raums", der Begegnung und Vermischung zweier Kulturen, aus denen etwas Anderes, Neues entsteht. Das setzt jedoch auf beiden Seiten ein Bewusstsein für die eigene Kultur und das Interesse an der anderen Kultur voraus. Ich kann sagen, dass ich an der Patenschaft gewachsen bin, durch die Begegnung mit dem Anderen Eigenes neu- und wiederentdeckt habe, manches Eigene als hinterfragens-, anderes als unbedingt bewahrenswert begriffen habe. Gilt das auch für die andere Seite? Was entdecken sie für sich in unserer Kultur und was wollen sie entdecken? Ich habe für mich in der anderen Kultur auch Bemerkenswertes entdeckt. Religionen, hierin gleichen sich die christliche, jüdische und islamische Religion, geben auch Halt und setzen Tabus gegenüber einem wertfreien Alles-ist-Erlaubt. Familienbande vermögen zu stützen und aufzufangen. Ein opulentes Festessen ist auch vereinende Traditionspflege. Die Frau ist im Islam nicht nur Kopftuch-, sondern auch Schönheitsträgerin. Kinder sind Reichtum, nicht Last. Natürlich könnte man immer ein "Aber" setzen, und haben oder hatten wir das alles nicht auch in unserer Kultur? Das Diktat eines orthodoxen Islam behindert die Wissenschaft, schränkt die individuelle Freiheit ein, schafft gefügige Wesen. Aber sind nicht einst im Mittelalter europäische Wissenschaftler und Ärzte in die islamischen Länder aufgebrochen, um von den dortigen Gelehrten zu lernen und einem wissenschaftsfeindlichen Katholizismus zu entfliehen? Heute hat sich die Richtung gedreht. Aber interessieren die Hierhergekommenen unsere vielbeschworenen Werte überhaupt? Und leben wir sie wirklich? Wir sollten uns viel öfter unsere Lebensgeschichten erzählen und einander zuhören. Nur dann gelingt der Dialog, ohne den Integration nicht möglich ist.
Autorin: Christina Parnell