Fabian liebt den Abakus, den Rechenschieber. Es macht Spaß, die bunten Perlen zu verschieben. Neben ihm sitzt Kerstin und malt ein buntes Bild. Und Benedikt unterbricht bei unserem Besuch das Puzzle, an dem er gerade sitzt und zeigt ganz stolz sein neues Fußball-Shirt, das ihn als die Nummer Eins von Bayern München ausweist. Darum geht es, in der Tagesförderstätte für Menschen mit Behinderung der Caritas in Merziger Ortsteil Merchingen: Behinderten Menschen soziale Kontakte auf Augenhöhe zu verschaffen, vorhandene Fähigkeiten zu erhalten und auszubauen und vielleicht auch neue zu entdecken und den Menschen so eine aktive Teilhabe am Leben zu ermöglichen. In der Tagesförderstätte werden geistig und schwerst mehrfach behinderte Menschen betreut, die aufgrund der Schwere ihrer Behinderung nicht in einer geschützten Werkstatt arbeiten können. Die Mitarbeiter wollen ihren Schützlingen ein Leben ermöglichen, in dem auch sie ihre persönlichen Vorstellungen und Bedürfnisse leben können.
Tagesförderstätte feiert 10 Jähriges Bestehen am neuen StandortFoto: Alexandra Broeren
Bereits 1967 gründete die Caritas die Tagesförderstätte. Zu einer Zeit, in der behinderte Familienmitglieder oft noch aus Scham versteckt wurden und der Begriff Inklusion noch niemandem geläufig war. Die Entscheidung der Caritas, die Tagesförderstätte in Merchingen anzusiedeln, war eine Gute, denn die Tagesförderstätte ist inzwischen ein echter Teil der Dorfgemeinschaft geworden. "Wir bekommen viel Unterstützung aus dem gesamten Dorf, ob von DRK, Feuerwehr oder dem Musikverein, durch das Engagement einzelnen Bürger und durch unseren Förderverein", berichtet Jessica Schwindling, die Leiterin der Einrichtung. So war es vor zehn Jahren auch eine einfache Entscheidung den anstehenden Neubau im Herzen von Merchingen zu errichten. Das freundliche Haus verfügt beispielsweise über großzügige Gruppenräume mit Terrassen, die im Sommer von den Klienten auch gerne als Rückzugsort genutzt werden. Im Untergeschoss befinden sich Funktions- und Personalräume.
21 Klienten werden derzeit in der Merchinger Tagesförderstätte der Caritas von elf Mitarbeitern in drei Gruppen betreut; also eine kleine und familiäre Einrichtung, wie Jessica Schwindling sagt. Die Klienten im Alter zwischen 18 und über 70, kommen aus dem gesamten Landkreis Merzig-Wadern, werden morgens abgeholt und nachmittags wieder nach Hause gebracht. Ein Teil von ihnen ist auch pflegebedürftig. Wichtig in der Arbeit der Tagesförderstätte ist auch die Betreuung und ein enger Austausch mit Eltern und Angehörigen. Denn "Eine Behinderung hat viele Gesichter", erklären Jessica Schwindling und ihre stellvertretende Leiterin Tina Hißler. Wie zum Beispiel Schmerz ausdrücken, wenn die Worte fehlen?
Corona hat vieles zum Erliegen gebracht. Beispielsweise die kleinen Ausflüge, bei denen man auch mal ein Eis essen kann. Oder die tiergestützte Therapie, bei der Therapiehunde regelmäßig zu Besuch kommen. "Wir sind froh, dass all diese Dinge jetzt weitergehen können", sagt Jessica Schwindling.
Was sich die beiden Betreuerinnen wünschen? "Wenn wir unterwegs sind, merken wir oft, dass viele Menschen nicht wissen, wie sie sich verhalten sollen. Gehen sie ruhig offen auf uns zu und fragen sie, ob sie helfen können".