Aus Sicht der Niedersächsischen Armutskonferenz (LAK) ist die vom Bund vereinbarte Kindergrundsicherung unzureichend finanziert. Am Wochenende hatten sich die Koalitionspartner der Bundesregierung geeinigt. LAK-Geschäftsführer Klaus-Dieter Gleitze sagt dazu: "Die Einigung auf 2,4 Mrd. Euro ist kein Kompromiss, sondern eine Kapitulation vor der Kinderarmut, die seit Jahren strukturell verfestigt ist. Die geplante Bündelung der bisherigen Leistungen wie Kindergeld, Leistungen aus dem Bürgergeld für Kinder oder Kinderzuschlag im Rahmen einer zentralen Plattform ist grundsätzlich positiv. Da allerdings fast zehn Prozent der Bevölkerung funktionale Analphabet:innen sind, denen das Erfassen zusammenhängender Texte sehr schwerfällt, darf es nicht dabei bleiben. Es muss viel mehr auf einfache Sprache, niedrigschwellige Information und Aufklärung geachtet werden.
Ein weiterer Fehler beim Versuch, Kinderarmut zu bekämpfen, ist die mangelhafte Beteiligung von Betroffenen am Prozess der Armutsbekämpfung. Betroffene sind Experten ihres eigenen Lebens und wissen um ihre Bedürfnisse am besten Bescheid. Mit den Menschen reden und handeln statt über sie, das ist gelebte Demokratie. Das gerade in Zeiten eines erstarkenden Rechtspopulismus nötiger denn je."
Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa ergänzt: "Wir werden im parlamentarischen Verfahren sehr genau darauf achten, dass bei der Umsetzung der Eckpunkte die Bedarfe der Familien mit kleinen Einkommen priorisiert werden. Die Zugänge zu Leistungen müssen nicht nur auf dem Papier, sondern auch in der Praxis einfacher gemacht werden. Wir wollen, dass Familien Zeit bei der Beantragung von öffentlichen Fördergeldern sparen. Sie brauchen diese Zeit, für ihren Alltag, für ihre Erwerbsarbeit und um ihre Kinder zu fördern. Wir wollen auch, dass alle Kinder und Jugendliche, denen Leistungen zustehen, sie auch bekommen - das ist das Mindeste. Die Bundesregierung springt deutlich zu kurz, wenn sie weiter von einer Inanspruchnahme von 48 Prozent ausgeht."