Kein Grund zur Scheu vor Kontaktaufnahme - "Jegliches Klischeebild ist falsch"
Zusmarshausen, 21.01.2022 (pca). In Zusmarshausen bietet die Caritas nun auch Suchtberatung an. D.h., dass die Klient*innen und Angehörigen aus dem Raum Zusmarshausen, Dinkelscherben, Fischach bis nach Günzburg nun nicht mehr unbedingt nach Schwabmünchen zu einer Beratung fahren müssen. Die junge Psychologin Melina Schaper ist ab sofort jeden Donnerstag von 8.30 bis 17.45 Uhr dort erreichbar. Schaper gehört zum Team der Caritas-Suchtfachambulanz Augsburg-Land mit Hauptsitz in Schwabmünchen. Dort arbeitet sie Dienstag, Mittwoch und Freitag.
"Es besteht kein Grund zur Scheu, auch kein Grund, daran zu zweifeln, ob es richtig ist, mit uns Kontakt aufzunehmen", sagt Schaper. "Wir geben zunächst keinerlei Infos an die Krankenkassen oder Rentenversicherung, es wird niemand von uns in eine Richtung gedrängt. Wir reden darüber, was los ist, über die Möglichkeiten, Bedenken und wie es den Betroffenen damit geht." Die Art der Abhängigkeit kann verschieden und ganz unabhängig von dem "Stoff", von dem man abhängig ist, sein. Alkohol-, Drogen- Medienabhängigkeit schlagen als Themen auf genauso wie Glücksspielabhängigkeit, Kaufsucht oder Essstörungen.
Eins ist der Beraterin besonders wichtig: "Jegliches Klischeebild, das sich manche von einer abhängigen
Melina Schaper ist jeden Donnerstag in der Suchtberatungsstelle in Zusmarshausen.Bernhard Gattner
Person oder einer Sucht machen, ist falsch. Es gibt es einfach nicht", unterstreicht die Psychologin. "Es kann jeden treffen!" Die Auslöser für Abhängigkeiten seien auch so unterschiedlich. Deshalb gibt es dafür keine einheitliche Erklärung, die auf jeden zutreffen könnte.
Die Auslöser für eine Abhängigkeit seien "alltäglich". "Da geht es anfänglich darum, eine besondere Belastungssituation besser bewältigen und durchstehen zu können." Partnerprobleme, Einsamkeit, die gerade durch die Corona-Pandemie noch einmal verstärkt wurden, Stress und Überforderung in der Arbeit, Jobverlust infolge der Pandemie, Einschlafprobleme usw. "Und der Anfang dafür kann auch schon sehr lange zurückliegen." Deswegen gehe es in den Beratungsgesprächen zunächst vor allem darum, was war und wie es zu der Abhängigkeit kam. "Es geht also darum, für jede Person den für sie richtigen Weg gemeinsam anzuschauen und dann auch nach den Wünschen des Klienten / der Klientin weiterzuführen und sie/ihn dabei zu beraten und begleiten."
Auch wenn die Anfänge einer Abhängigkeit "alltäglich" erscheinen und dadurch nicht so ernst genommen werden, so warnt Schaper davor. Betroffene können "Komorbiditäten", Nebenerkrankungen, entwickeln, die die Lebenssituation zusätzlich dramatisch verändern. Schaper zählt Panikattacken, Angstzustände, Depressionen und auch drogeninduzierte Psychosen auf. "Nichts also, was angenehm ist und man auf die leichte Schulter nehmen sollte."
Auf die Frage, ob denn ältere suchterkrankte Menschen ihr als noch junge Psychologin all das so leicht glauben würden, antwortet Melina Schaper gelassen: "Ich habe im Bezirkskrankenhaus in Günzburg in der ‚Abteilung Sucht sowie auf einer Frühinterventionsstation für junge Erwachsene mit Verdacht auf Schizophrenie oder Psychose‘ mitgearbeitet. Ich kann erzählen, wie es ist, wenn die Erkrankung bereits akut ist, und gleichzeitig kann ich genau berichten, wie in einer Klinik zum Beispiel die Entgiftung abläuft und so viele falsche Ängste nehmen."
Terminvereinbarungen für die Außenstelle der Caritas-Suchtfachambulanz Augsburg-Land in Zusmarshausen erfolgen über die Caritas-Suchtfachambulanz in Schwabmünchen, Tel. 08232 9664-0 - E-Mail: suchtfachambulanz.schwabmuenchen@caritas-augsburg.de.