Diözesancaritasdirektor Heinz-Josef Kessmann brachte in Horstmar-Leer das Caritas-Jahresthema "Stadt-Land-Zukunft - Hilf mit, den Wandel zu gestalten" zu einem Abschluss.Harald Westbeld
Doch dann machte der letzte Supermarkt im Ort dicht. Die Lösungen, die die Bürger fanden, waren wie gemalt für das Jahresthema der Caritas "Stadt-Land-Zukunft - Hilf mit, den Wandel zu gestalten", dessen Abschluss jetzt in Leer begangen wurde.
"Wir haben mit dem Jahresthema gefragt, welche Zukunftsmodelle für ländliche Regionen da sind", erklärte Diözesancaritasdirektor Heinz-Josef Kessmann. Die Antwort aus Leer: Man macht den Supermarkt wieder auf. Kleiner und als Bürgergenossenschaft. Zudem zog in den früheren Markt "WILmaS Treff" ein. Der Caritasverband Steinfurt bietet hier Wohnraum für Menschen mit Behinderung und niedrigschwellige Angebote für Senioren wie eine Pflegeberatung. "Senioren, die ins Schweigen verfallen sind, haben bei unseren Treffangeboten wieder etwas zu erzählen", hat Leiterin Annegret Greive beobachtet. Zudem können sich die Leerer dort zu Demenzbegleitern ausbilden lassen.
"So kann man dem demographischen Wandel wirkungsvoll begegnen", befand Heinz-Josef Kessmann. Das Beispiel des Dorfladens in Leer zeige jedoch, dass es zur Etablierung der Angebote einen langen Atem brauche. "Wir müssen den Menschen immer wieder klar machen, warum der Laden wichtig ist", sagte Aufsichtsratchef Klaus Rüße. Durch regelmäßige Einkäufe im Dorfladen schone man zum Beispiel den Geldbeutel, da so weniger Spritkosten anfallen. Eine ähnlich gute Idee ist das Mehrgenerationenhaus der Kolpingsfamilie in Saerbeck, das der Vorsitzende Alfons Bücker vorstellte. Rechnerisch wird dort 55 Stunden tägliches Programm für alle Altersgruppen angeboten. "Damit wir die passenden Dinge anbieten, sind wir mit einer "Wünschebox" durch den Ort gezogen", erklärte Bücker. Auch hier brauchte es also den sprichwörtlichen "langen Atem".
Dass die in Deutschland ankommenden Flüchtlinge die Lage auch in ländlichen Gemeinden grundsätzlich verändern, gehöre ebenfalls zur Realität des demographischen Wandels. "Die Immobilienpreise steigen und die dörflichen Strukturen sind angespannt", sagte Kessmann. Zugleich könnten die Flüchtlinge in ländlichen Regionen für neues Leben sorgen. "Wir brauchen weiterhin kreative Ideen, damit aus diesen neuen Chancen Realitäten werden." Dazu müsse es Investitionen in die Integration geben. "Wir müssen den Menschen Deutschkenntnisse und Zugang zum Arbeitsmarkt vermitteln", sagte Kessmann. Das werde Geld kosten. Noch wichtiger sei es jedoch, den Menschen Teilhabe und Anschluss an die Gesellschaft zu gewähren. "Sie sollten hier Nachbarn und Freunde finden", so Kessmann.
115-2015 (jks) 17. November 2015