Augsburgs Stadtbücherei ist damit zumindest in Schwaben die erste öffentliche Bücherei, die sich für die "Leichte Sprache" öffnet und für deren Nutzer eine Zusammenstellung von Medien geschaffen hat.
Darunter sind Bücher wie zum Beispiel der berühmte Anti-Kriegs-Roman von Erich Maria Remarque "Im Westen nichts Neues", die Erzählung "Sophie Scholl - Die letzten Tage" von Marion Döbert oder die Biographie "Ziemlich beste Freunde" von Philippe Pozzo di Borgo. Das Regal für die "Leichte Sprache" steht im ersten Stock bei den Büchern in Großdruck. Das Logo für Leichte Sprache, ein rotes Stopp-Schild mit der Aufschrift "Halt! Leichte Sprache", auf dem Hinweisschild am Regal erleichtert die Suche danach.
Für Jutta Olbrich, Bibliothekarin und stellvertretende Leiterin der Stadtbücherei, ist die Rubrik "Leichte Sprache" eine "kleine, aber wichtige Abteilung". Mitgewirkt an diesem Angebot haben Christine Borucker, Leiterin der Beratungsstelle Unterstützte Kommunikation und des Fach-Zentrums Leichte Sprache der CAB in Augsburg, und ihre Kollegin Rebecca Bullinger. Olbrich will die Rubrik noch weiter ausbauen und setzt dabei auf die Unterstützung des Fach-Zentrums. "Das Interesse ist nämlich schon jetzt kurz nach der Einführung groß", sagte sie bei der Vorstellung des neuen Angebots der Stadtbücherei. Die Hälfte der 160 Medien sei bereits ausgeliehen. Da die Bücherei schon vorher Bücher in einfacher Sprache unter der Rubrik "Leicht zu lesen" angeboten hat, will Olbrich zumindest vorerst diese Bezeichnung auch für die Bücher in "Leichter Sprache" beibehalten.
Dass es sich bei dem Engagement der Augsburger Stadtbücherei nicht nur um eine Nettigkeit geht, sondern grundsätzliche Bedeutung hat, darauf verwies Tanja Greisel in ihrem Grußwort. Sie ist Prüferin
Tanja Greisel warb mit überzeugenden Argumenten für die Leichte Sprache.Bernhard Gattner
der Leichten Sprache, ist also wegen Lernschwierigkeiten selbst Betroffene. Die normale Sprache mit ihren Verschachtelungen und Fremdwörtern sei für sie eine schwere Sprache. "Sie grenzt uns aus, sie lässt uns schlecht fühlen, weil wir nichts verstehen, und wir fühlen uns dumm dabei." Die Leichte Sprache sei hingegen besser verständlich. Und weil sie besser verständlich sei, "kann ich besser mitreden und kann selbst entscheiden". Menschen, die die Leichte Sprache bräuchten und sie "schon länger nutzten, seien heute selbstbewusster. Sie würden sich mehr für Politik interessieren und seien auch bereit, Verantwortung zu übernehmen. "Freilich sagen sie auch ihre eigene Meinung", ergänzte Greisel. Aber nicht nur Menschen mit Lernschwierigkeiten könnten das Angebot nutzen. Auch für Menschen, deren Muttersprache nicht Deutsch sei, sei sie hilfreich. Da Texte in Leichter Sprache in einer Schriftgroße von mindestens 14-Punkt gedruckt werden müssen, würden auch Menschen mit einer Sehschwäche davon profitieren.
Hermann Köhler, Bildungsreferent der Stadt Augsburg, ist sich sicher, dass die Nachfrage nach einem Angebot in "Leichter Sprache" wachsen wird. "Irgendwann wird das Regal nur noch für Bücher in Leichter Sprache da sein", sagte er. Auch Volkmar Thumser, Behindertenbeauftragter des Bezirks Schwaben, ist begeistert von dem neuen Angebot "Leichte Sprache". "Toll", sagte er und fügte sogleich hinzu: "Und jetzt müssen wir mehr Werbung dafür machen."