Der Synodale Weg ist keine Sackgasse
Frau Stetter-Karp, Sie waren drei Jahre lang auf dem Synodalen Weg. Wie bewerten Sie die Ergebnisse?
Vieles ist uns gelungen, aber freilich hätte ich mir mehr gewünscht. Für mich ist das Entscheidendste, dass der Synodale Rat kommt. Die konservativen Kräfte in Rom haben es nicht geschafft, die deutschen Bischöfe in die Knie zu zwingen und aus dem Synodalen Weg eine Sackgasse zu machen. Die überwältigende Mehrheit unserer Bischöfe hat erkannt, dass es ohne Veränderungen keinen Weg in die Zukunft gibt. Das ist eine große Errungenschaft dieser drei Jahre - und ich baue darauf, dass sie in die Zukunft trägt. Die Erkenntnisse liegen aber nicht nur auf bischöflicher Seite. Wir haben auch dazugelernt! Niemand soll denken, jetzt gäben die Katholik:innen in Deutschland endlich Ruhe.
Was stimmt Sie zuversichtlich?
Wir haben eine neue Gesprächskultur etabliert. Bischöfe und Katholik:innen haben einander zugehört, gemeinsam beraten und entschieden. Dadurch konnten wir Vertrauen zueinander gewinnen. Vielleicht haben die öffentlichen Synodalversammlungen auch dazu beigetragen, dass bei Menschen, die zugeschaut und zugehört haben, neues Vertrauen entstanden ist. Und das ist nicht wenig in der existenziellen Krise dieser Kirche, in der die Engagiertesten in den Gemeinden sagen: Es reicht! Und in der der Schock über das Ausmaß des Missbrauchsskandals nicht verwunden ist. Genau da entspringt der Handlungsimpuls sehr vieler von denen, die noch da sind. Vergessen wir nicht: Das sind mehr als zwanzig Millionen Menschen in Deutschland. Diese Kirche kann nicht bleiben, wie sie ist! Deshalb gilt es weiter dicke Bretter zu bohren, Kompromisse auszuloten, aber nicht nachzulassen in dem, was dringend nötig ist.
Welche Themen sind noch offen?
Wir haben einige dringliche Entscheidungen getroffen: für selbstverständliche Segensfeiern für alle Paare, für Predigten von Frauen in der Eucharistiefeier, für die Anerkennung geschlechtlicher Vielfalt auch in der Kirche und das Ende eines Kirchenrechts, das Menschen aufgrund ihrer persönlichen Lebensführung sanktioniert. Es bleiben die Themen, bei denen wir auf die Weltkirche setzen und gemeinsam mit Weggefährt:innen von allen Kontinenten an den großen Baustellen arbeiten müssen: Öffnung der Weiheämter für Frauen, Aufhebung des Pflichtzölibats und die strukturelle Überwindung des Klerikalismus.