Impfung: „Viele fühlen sich geehrt, den Anfang machen zu dürfen“
Wie aufwendig waren Vorbereitung und Durchführung der Impfung?
Wir hatten vier Tage Zeit, um den Termin vorzubereiten — am 24. Dezember haben wir das Datum von der Kassenärztlichen Vereinigung mitgeteilt bekommen. In diesen vier Tagen mussten wir die Einverständnis der Bewohnerinnen und Bewohner oder ihren Betreuern einholen, die Anamnesebögen vorbereiten, die Belegschaft informieren, sowie die Impfung an sich organisieren. So viel Zeit musste auch sein.
Das Impfen an sich war unproblematisch, wir sind gut durchgekommen und die Stimmung war entspannt. Der Impfprozess hat etwa fünf Minuten pro Person gedauert, nach der Spritze ist jeder für eine halbe Stunde zur Beobachtung dageblieben. Aber es gab bei niemand Komplikationen oder Nebenwirkungen.
Impfung im Adelheid-Haus in Geldern am 29. Dezember 2020.Caritas Geldern-Kevelaer
Wie viele Menschen wurden heute bei Ihnen geimpft — und wie viele nicht?
Insgesamt wurden heute um die 120 Personen geimpft, darunter über 90 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner und 80 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Hauses.
Bei den Kolleginnen und Kollegen, die nicht geimpft werden wollten, spielen Ängste und unerklärte Fragen eine Rolle, in den seltensten Fällen eine grundsätzliche Ablehnung. Deshalb bin ich guter Hoffnung, dass es uns gelingt, die, die noch zögern, zu überzeugen. Wir versuchen zu motivieren, die Ängste zu nehmen.
Gerade weil wir zu den Ersten gehören, die die Impfung bekommen, gibt es diese Ängste und die Tendenz, lieber noch ein bisschen abwarten zu wollen. Andererseits fühlen sich nicht wenige Kolleginnen und Kollegen geehrt, dass wir den Anfang machen dürfen — noch vor Ärzten und Politikern.
Welche Hoffnungen verbinden Sie mit der Impfung?
Ein Impfstoff ist das, worauf wir gewartet haben — nur so kriegen wir den Schutz hin, den wir brauchen. Gerade wir in der Altenhilfe sind uns dessen sehr bewusst: Schutzmasken und Schutzkleidung konnten nicht verhindern, dass in einigen Einrichtungen in Deutschland bis zu 40 Prozent der Mitarbeitenden erkrankt sind. Alle Besuchsprotokolle und -konzepte der Welt, so wichtig sie auch sind, können den Schutz nicht bieten, den die Impfung schafft.
Wird sich im Alltag der Einrichtung jetzt irgendwas ändern?
Erstmal bleibt alles beim Alten. Die zweite Impfung für die Personen, die heute geimpft wurden, findet am 19. Januar statt. Aber auch darüber hinaus werden wir uns an alle Schutz- und Hygienemaßnahmen halten, die wir implementiert haben. Wir müssen noch eine Weile warten, bis in der Gesellschaft als Ganze genug Menschen geimpft sind, dass man sich sicherer fühlt. Was ich aber schon weiß: Wir wollen keinen Unterschied zwischen geimpften und nicht-geimpften Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern machen, alle werden weiterhin überall eingesetzt.