Caritas HIV-Prävention goes online: Ein neues Digitalangebot, aus der Corona-Not geboren
Die letzten Wochen vor Übergabe der Zeugnisse nutzen Schulen gerne aus, um sich anderen Themen als rein schulischen Inhalten zu widmen - zum Beispiel Präventionsveranstaltungen. Regina Lange-Rönning und ihre Kolleginnen der Psychosoziale AIDS-Beratungsstelle der Caritas in München sind dann gern gesehene Gäste in den Schulen Oberbayerns: Im Jahr 2019 haben sie so an 63 Schulen etwa 1.300 Schülerinnen und Schüler über HIV aufgeklärt. "In vielen Schulen sind wir jedes Jahr, sie buchen uns direkt von einem Jahr zum nächsten", erzählt Lange-Rönning, die die Beratungsstelle leitet.
"Ein Schub und ein Tritt zugleich"
Dieses Jahr allerdings war corona-bedingt alles anders. Präsenzunterricht gab es mehrere Monate lang keinen oder nur spärlich, an externen Besuch in die Schulen war nicht zu denken. "Corona hat uns gleichzeitig einen Schub und einen Tritt gegeben: Wir haben aus der Not heraus ein digitales Angebot entwickelt, eine kleine Präventionsschulung", so Lange-Rönning. Das Angebot ist so konzipiert, dass die Jugendlichen sich von überall einloggen können und auch als Gruppe bzw. als Klasse teilnehmen können. Sie sehen die Beraterinnen und Berater - umgekehrt aber nicht, aus Datenschutzgründen. Es hat einige Wochen gedauert, bis das Angebot entwickelt wurde, jetzt steht es. Es hat noch keine Schule darauf zurückgegriffen aber "es ist gut, dass wir es haben, auch für später", ist sich Lange-Rönning sicher. Entwickelt wurde das Produkt mit der externen Unterstützung einer Agentur.
Caritas-Mitarbeiterin Alexandra Maier führt durch das digitale HIV-Prävention-Modul durch. DiCV München
In den Präventionsveranstaltungen in Schulen versuchen Lange-Rönning und ihre Kolleginnen so oft es geht, eine oder einen HIV-Betroffenen dabei zu haben. Möglicherweise wird es leichter sein, Menschen dafür zu gewinnen, wenn man sich dafür nur vor dem Computer zu Hause einloggen muss.
Lange-Rönning sieht auch einen anderen Vorteil: "Die Prävention wird immer gerne zurückgefahren, wenn es eine Krise gibt und die Mittel knapp werden", weiß sie aus Erfahrung. Gerade deshalb ist es wichtig, neue Programme aufzulegen, sichtbar zu bleiben.
Neue Lernplattform für Ausstellungsinhalte
Die AIDS-Beratungsstelle ist verpflichtet, fast 2.000 Stunden im Jahr Präventionsarbeit zu leisten. Dabei "zieht HIV-Prävention nicht mehr so richtig", berichtet Lange-Rönning. Die Beratungsstelle setzt zunehmend auch andere Formate ein - zuletzt die wandernde interaktive Ausstellung "Only Human", die sich mit HIV und anderen sexuell übertragbare Erkrankungen, Frauen- und Männergesundheit, Geschlechterrollen und Beziehungen befasst.
Auch diesem Projekt hat die Corona-Pandemie ihren Stempel aufgedrückt: Die Wanderausstellung konnte seit März nicht mehr wandern. Entwickelt wurde in den vergangenen Wochen stattdessen eine Lernplattform für die Ausstellungsinhalte, auch Social Media-Kanäle sollen bespielt werden - zusätzlich zu der App zur Ausstellung, die es vorher bereits gab.