Migrationsberatung in Zeiten der Corona-Pandemie
Zu Beginn der Corona-Pandemie zählte der Südwesten Baden-Württembergs aufgrund seiner Grenznähe zum Risikogebiet. In diesem ländlich geprägten Raum berät und begleiten die 34 Mitarbeitenden des Fachdiensts Migration und Integration des Caritasverbandes für den Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald zugewanderte Menschen. Neben den Regeldiensten der Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer (MBE) und des Jugendmigrationsdienstes (JMD) sowie diversen Projekten (Ehrenamtsbegleitung, Beschäftigung, Pädagogische Mittler(innen) bildet die Flüchtlingssozialarbeit den Kern des Fachdienstes. In Baden-Württemberg wird dabei vom "Integrationsmanagement" gesprochen.
Beratung während des Lockdowns
Auch die Migrationsberatung musste im Zuge der Corona-Pandemie umdenken.UNHCR/Alessio Mamo
Mit Beginn des Lockdowns stellten wir binnen einer Woche die Präsenzberatung ein und informierten die Migrant(inn)en mittels Post, E-Mail und Telefon über die neuen Gegebenheiten. Gleichzeitig haben wir Infoblätter zu neuen Beratungsabläufen und Hygienemaßnahmen in allen möglichen Sprachen verteilt. Leider gab es auch Fake News zu den Infektionswegen oder vermeintlichen Schutzvorkehrungen, die wir in "einfacher Sprache" richtigstellen mussten. Glücklicherweise waren Corona-Verdachtsfälle oder an Covid-19 erkrankte Migrant(inn)en im Landkreis die Ausnahme.
Positiv ist, dass wir im Zuge der Beschränkungsmaßnahmen unsere Klient(inn)en mit Hilfe der Caritas-Nähwerkstatt mit Mund-Nasen-Schutz versorgen konnten. Teilweise wurden in den Rathäusern, in denen wir Sprechzeiten angeboten haben, "Postfächer" angelegt, in denen Migrant(inn)en behördliche Schreiben an uns abgeben konnten. In der Zeit des Lockdowns haben wir beobachtet, dass insbesondere geflüchtete Menschen wegen der prekären Wohnsituation und durch den Sprach- und Schulunterrichtsausfall einem hohen Maß an (psychosozialem) Druck ausgesetzt waren. Hinzu kamen Unsicherheiten über den Verbleib von Arbeits- oder Ausbildungsplatz, die auch aufenthaltsrechtliche Aspekte tangieren. Nach und nach haben wir über "Fenster-" und "Outdoorgespräche" die Face-to-face-Kontakte wieder anlaufen lassen. In Einzelfällen haben wir gemerkt, dass die Pandemie bei Ratsuchenden zu mehr Selbstständigkeit und Eigenverantwortung geführt hat.
Kooperation mit Helferkreisen und Ehrenamtlichen
Ein großes Dilemma ist der sehr eingeschränkte Kontakt von vorwiegend älteren oder zur Risikogruppe zählenden ehrenamtlich Tätigen zu Geflüchteten, aber auch zu uns, gewesen. Gruppenangebote (Fahrradwerkstatt, Teestuben etc.) konnten nicht stattfinden, Infoveranstaltungen mussten abgesagt werden. Die sozialen Kontakte, für die Integration so eminent wichtig, wurden jäh gekappt. Auch Helferkreistreffen konnten bestenfalls virtuell stattfinden. Vereinzelt konnten IT-affine Ehrenamtliche Online-Sprachangebote vorhalten. Vom Fachdienst aus haben wir über Newsletter und selbst gedrehte Infovideos versucht, Fachinformationen weiterzuleiten. Klar ist dennoch, dass das vom persönlichen Austausch und von Begegnung geprägte Miteinander von Ehrenamt und Hauptamt beziehungsweise Geflüchteten sehr unter den Kontaktbeschränkungen litt und auch aktuell noch leidet.
Kontakt zu Rathäusern und sonstigen Ämtern
Sämtliche Ämter waren über mehrere Wochen während des Lockdowns für den Besucherverkehr geschlossen. Wir waren in der Zeit sehr viel mit Kopieren, Einscannen oder Abfotografieren von Dokumenten beschäftigt, um Informationen, die nicht mehr bei Jobcenter, Ausländerbehörde usw. persönlich abgegeben werden konnten, fristgerecht weiterzuleiten. Gerade Zustellungen mit asyl- und aufenthaltsrechtlichen Inhalten, vom Regierungspräsidium oder dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, hatten trotz zwischenzeitlich erfolgtem Aufschub von Fristen oberste Priorität.
Sicherheit des eigenen Teams gewährleistet
Homeoffice war und ist teilweise immer noch die Antwort auf die vorgegebenen Kontaktbeschränkungen. Das Wegbleiben vom Arbeitsplatz und damit die Minimierung des Ansteckungsrisikos hat auch in den eigenen Reihen Priorität gehabt. Leider haben Telefonkonferenzen nur bedingt den Transfer von dienstlichem und persönlichem Austausch ersetzen können, und auch unser datenschutzkonformer Messengerdienst kann den fehlenden persönlich-zwischenmenschlichen Kontakt nicht wettmachen.