Inhaftierte Frauen gesundheitlich besser versorgen
Verglichen mit dem weiblichen Bevölkerungsdurchschnitt sind inhaftierte Frauen fast dreimal so häufig Opfer körperlicher, und vier- bis fünfmal so häufig Opfer sexueller Gewalt. Sie leiden an chronischen und komplexen Gesundheitsproblemen aufgrund von Armut, Drogenkonsum, häuslicher Gewalt, sexuellem Missbrauch, Schwangerschaften im Jugendalter, Mangelernährung und unzureichende Gesundheitsversorgung. Zudem leiden zwei Drittel der weiblichen Häftlinge unter posttraumatischen Belastungsstörungen.
Die gesundheitliche Versorgung in den heutigen Strafvollzugssystemen wird den grundlegenden Bedürfnissen weiblicher Gefangener bisher kaum gerecht und bleibt weit hinter dem zurück, was aufgrund der Menschenrechte, anerkannter internationaler Empfehlungen und nicht zuletzt der sozialen Gerechtigkeit geboten wäre.
Das Gefängnispersonal und alle im Straffvollzug Tätigen müssen deshalb für die besondere Schutzbedürftigkeit dieser Frauen sensibilisiert und geschult werden. Von besonderer Bedeutung ist außerdem eine psychotherapeutische Behandlung. Allen Gefangenen, die einer solchen Behandlung bedürfen, muss ein Rechtsanspruch darauf eingeräumt werden, insbesondere den Opfern von sexueller Gewalt oder Misshandlung.
Zudem ist vor dem Hintergrund, dass viele inhaftierte Frauen Opfer von sexueller Gewalt wurden, die frauenärztliche Versorgung in den Justizvollzugsanstalten ein besonders sensibler Bereich. Frauen in Gefängnissen müssen deshalb wählen dürfen, ob sie von einem Mann oder einer Frau frauenärztlich behandelt werden. Inhaftierte Frauen haben jedoch bisher keine Wahlmöglichkeit bei der frauenärztlichen Versorgung.
Weitere Ausführungen und Lösungsvorschläge für eine adäquate gesundheitliche Versorgung inhaftierter Frauen finden Sie in den Gesundheitspolitischen Informationen des Deutschen Caritasverbandes (zum Download unten).
Link-Tipps:
- Themenportal Gesundheit der Bundearbeitsgemeinschaft für Straffälligenhilfe e.V.
- "Frauengesundheit im Gefängnis" (Lambertus-Verlag) - im Buch sind differenzierte Situationsanalysen und Lösungsvorschläge zur Verbesserung der Gesundheit von Frauen in Haft aus der Perspektive der Ethik, der Medizin und der Genderforschung zu finden.